Hersteller von Erdwärmekomponenten und Zubehör
„Warme Erde“ ist Programm: Geraer Unternehmen ist in Deutschland und Schweiz Marktführer

„Warme Erde“ ist Programm: Geraer Unternehmen ist in Deutschland und Schweiz Marktführer

Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunliches für die Volkswirtschaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlich Betriebe und Dienstleister aus Ostthüringen vor. Heute: Terra Calidus mit 26 Mitarbeitern.


Kunststoffschweißer Andreas Bartsch (links) und Enrico Reuter. Fotos: Peter Michaelis

Gera. „Terra Calidus“ bedeutet, aus dem Lateinischen übersetzt, „Warme Erde“. Der Name kommt nicht von ungefähr, sondern ist Programm für das im Jahr 2006 gegründete Unternehmen. Die Terra Calidus GmbH in Gera hat als Hersteller und Systemlieferant für Erdwärmekomponenten und Zubehör eine Nische gefunden – und das mit großem Erfolg. Auf Kunststoffverteilerschächte und Verteiler für den Geothermiebereich spezialisiert, ist die Firma, die aktuell 26 Mitarbeiter und zusätzlich drei von der Lebenshilfe beschäftigt, in diesem Segment deutschlandweit und in der Schweiz Marktführer.

Kroatien, Luxemburg und Schweden kamen als Absatzmärkte neu hinzu. Gut vertreten ist Terra Calidus ebenso in Österreich und im übrigen europäischen Ausland. „Aber auch wer in Gera und Umgebung Erdwärme und dafür einen Schacht nutzt, hat ihn in der Regel von uns“, versichert die geschäftsführende Gesellschafterin Annett Weber .

Nachhaltigkeit auch beim Material

Bohrunternehmen, Heizungsbaufirmen und der Großhandel sind Abnehmer der Produkte. Der Markt wächst stetig weiter. „Mittlerweile gibt es Förderungen für Wärmepumpen und das schlägt sich auch auf die Nachfrage nieder“, sagt Annett Weber . Die Zahlen geben ihr recht: Von reichlich drei auf knapp fünf Millionen Euro konnte die Terra Calidus ihren Umsatz von 2017 auf 2018 steigern. „Die große Steigerungsrate hängt aber auch mit einem neuen Produkt zusammen, das wir gemeinsam mit einem Forschungsinstitut in Weimar entwickelt und vorletztes Jahr auf den Markt gebracht haben“, berichtet Annett Weber . Calidutherm® Öko ist ein vorgemischtes Trockenprodukt, um Verpresssungspensionen herzustellen. Es wird bei geothermischen Bohrungen zur Ringraumabdichtung eingesetzt. Das Neue an Calidutherm Öko: Es beinhaltet als Bestandteil ein Recyclingmaterial.


Geschäftsführerin Annett Weber beschäftigt derzeit 26 Mitarbeiter. Foto: Peter Michaelis

Überhaupt sucht sich Terra Calidus gern Partner, so auch Universitäten, Firmen oder die MFPA Weimar als außeruniversitäre Forschungseinrichtung und amtliche Materialprüfanstalt in Thüringen . Als einziger Verteilerschachthersteller in Deutschland hat die Terra Calidus 2013 ihre Geothermieschächte auf deren Traglast durch die MFPA Weimar erfolgreich prüfen lassen – alle Schächte haben die Prüfung übrigens bestanden.

Innovationen und Ideen aus der eigenen Firma sind der Antriebsmotor des Geraer Unternehmens – so wurde vor einigen Jahren bereits erfolgreich ein Durchlaufmengenregler aus Kunststoffmaterial entwickelt. „Damit können wir einen hundertprozentigen Kunststoff-Schacht produzieren, wo andere Hersteller immer noch Messing verwenden. Letzteres ist wesentlich teurer und verfärbt sich aufgrund von Temperaturschwankungen im Schacht schnell. Zudem birgt die Verbindung verschiedener Materialien stets das Risiko, irgendwann undicht zu werden“, so Annett ­Weber.

Kunststoff-Schacht aus Zuckerrohrgranulat

Jüngste Neuentwicklung ist ein Kunststoff-Schacht aus Zuckerrohrgranulat. Wichtig ist der Chefin mit ihrem Team, dass nicht nur regenerative Energie genutzt wird, sondern auch die Materialien äquivalent dazu passen.


Produktionsleiter Normann Zeisig (li.) und Sebastian Kouril, Ingenieur Konstruktion/Entwicklung.

Für Großkunden übernehmen die Geraer, in Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros, zugleich als Service die Verteilerschachtplanungen und Kons­truktionszeichnungen. Spezielle Kundenwünsche sind kein Problem für die Terra Calidus. „Ein Kunde bekommt beispielsweise türkisfarbene Verteilerschächte, weil sein Logo in dieser Farbe gehalten ist“, erzählt Annett Weber . „Unsere Stärke liegt in unserer Spezialisierung und der damit verbundenen Schnelligkeit sowie unserem guten Preis-/Leistungsverhältnis“, berichtet Produktionsleiter Normann Zeisig . Selbst wenn die Auftragslage durchweg gut ist, sind Überstunden für die Mitarbeiter ein Fremdwort.

„Es funktioniert auch ohne. Ich fange gar nicht damit an, sondern stelle dafür lieber jemanden ein“, versichert die Chefin, die ursprünglich selbst ein Bohrunternehmen besaß und die Terra Calidus gemeinsam mit ihrem Ehemann aufgebaut hat. Sie weiß, wie man sich als Frau in der Branche behauptet: „Indem man versucht, mehr zu wissen als die Männer“, sagt sie schmunzelnd. Berechnungen zu Wärmepumpen-Leistungen oder Verteilerschächten sind für Annett Weber kein Problem. Bei allem sei wichtig, stets vorn dran zu sein, eine Neuerung „im Ärmel“ zu haben. Und natürlich ein verlässliches Team.

Kostenfreie Getränke, bereitgestellte Arbeitskleidung sind neben individuell eingerichteten Büroräumen mit Wohlfühlfaktor nur einige Anreize für ihre Mitarbeiter. Apropos: Bei der Einstellung verfolgt Annett Weber ihr eigenes Konzept. Zuallererst müssen die Neuen ins Team passen. Aufgepasst: Zurzeit sucht die Terra Calidus eine Bilanzbuchhalterin. Weitere Informationen über die Homepage: www. terra-calidus.de.

 

Quelle: OTZ, 04.04.2019, Christiane Kneisel